Der Focus Sprint oder wie schafft ein Team machbare Sprintplanung?

SCRUM Workshop: SCRUM-Cooking mit Metrona

Warum ist es so wichtig, sich ein erreichbares Sprint–Ziel zu setzen?

Focus ist einer der 5 zentralen agilen Werte.
Ein Team kann sich nur dann fokussieren, wenn der Umfang des Sprints gut zu schaffen ist. Werden Sprints überplant, leiden Performance und Stimmung des Teams sowie die Planbarkeit der Sprintergebnisse. Überplante Teams erledigen nicht mehr, sondern weniger.

Die Priorität ist meist unklar. „Wenn alles wichtig ist, ist alles gleich wichtig und im Rückschluss ist nichts mehr wichtig!“ Scrum Master wissen und predigen das und können es dennoch häufig nicht ändern. Zu vieles wird als dringlich empfunden und jeder Sprint so geplant, als ob es kein Morgen gäbe.

Durch Reden alleine kann der Scrum Master häufig nicht überzeugen, Storys aus dem Sprint zu nehmen. Auch die sich jeden Sprint wiederholende Erfahrung, dass das Team sich in seiner Leistungsfähigkeit überschätzt, führt nicht notwen­diger­weise zu einem Umdenken. Denn es gibt ja immer gute Gründe, warum es gerade dieses Mal nicht geklappt hat und nächstes Mal alles besser läuft. So, was tun, wenn reden und Erfahrungen nicht zu einer realistischen Planung führen?

Focus Sprint vs. aktueller Sprint

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderung hatte ich die Idee, für ein Team parallel ablaufende Sprints einzuführen: Den Focus Sprint und den aktuellen Sprint. Der Focus Sprint wird mit den Hoch-Prio Storys des aktuell Sprints befüllt, bis der Punktestand maximal der Velocity entspricht. Tatsächlich ist es am Anfang besser, etwas unter der Velocity zu planen. Auf diese Weise kann das Team erleben, wie gut es sich anfühlt, einen Sprint erfolgreich und vollständig abzuschließen. Wichtig ist, dass es ein klares Sprint-Ziel gibt. Das vereinfacht die Auswahl der Storys und ermöglicht das Abschließen von größeren Themenblöcken.

Mit der Einführung des Focus Sprints müssen keine Storys mehr aus dem aktuellen Sprint in den Backlog geschoben werden. Der psychologische Widerstand gegen das Auslagern von Storys in den Backlog ist hoch. Man fürchtet, wahr­scheinlich zu Recht, dass einmal Ausgelagertes den Weg nicht zurück findet. Man ersetzt die Frage „Auf was können wir verzichten?“ durch „Was wollen wir unbedingt zur Zielerreichung schaffen?“

Das Team verständigt sich darauf, mit Priorität an den Storys des Focus Sprint zu arbeiten. Ein Teammitglied kann sich aber selbstständig Storys des aktuellen Sprint zuordnen, wenn ihm die Arbeit an Focus Storys gerade nicht möglich ist. Auf diese Weise stellt man sicher, dass die Teammitglieder gut ausgelastet sind und sich selber Themen wählen können, die sie persönlich für wichtig halten und die sie mit ihrer Expertise gut bearbeiten können. In der Abbildung könnt ihr den Verlauf der beiden Sprints nachvollziehen: Der innere blaue Kreis stellt den Focus Sprint und der äußere den aktuellen Sprint dar.

Focus Sprint und aktueller Sprint laufen parallel. Im Planning konzentriert sich das Team auf die Storys des Focus Sprints, wobei hier die Möglichkeit besteht, Storys des aktuellen Sprints in den Focus Sprint zu ziehen.

Fazit

In den Dailys werden zwar beide Sprints im Board angezeigt, das Team geht aber nur durch die Storys des Focus Sprints. Die Teammitglieder können allerdings bei Bedarf über Arbeiten und Herausforderungen des aktuellen Sprints von sich aus berichten. Im Review werden alle abgeschlossenen Storys demonstriert, unabhängig davon, ob sie dem Focus oder dem aktuellen Sprints zugeordnet sind. Auch in der Retrospektive reflektieren die Teammitglieder ihre Zusammen­arbeit im Allgemeinen.

Wir haben mit dieser Vorgehensweise gute Erfahrungen gemacht. Steht ihr vor ähnlichen Herausforderungen? Mich würde interessieren, wie ihr damit umgegangen seid.

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